Brouhaha 08 AmazonFail – Das Osterei von Amazon

Ostern 2009, die ganze Welt auf der besinnlichen Suche nach versteckten Eiern und Geschenken. Weniger besinnlich war allerdings das Ostergeschenk von Amazon an die Autoren homosexueller Literatur. In einer nicht nachvollziehbaren, sagen wir mal, Osteraktion versteckte Amazon deren Literatur nämlich so gut, dass sie gar nicht mehr auffindbar war.
Der Zwitscherkäfig Twitter bebte mit dem Hashtag #amazonfail, die Blogosphäre tobte den Auftstand und forderte den Boykott…

[audio:http://brouhaha.podspot.de/files/brouhaha08_amazonfail.mp3]
Dauer: 24 Minuten : Download als MP3-Datei (20 Mb)

Der Brouhaha
Sonntag, 12. April, 2 Uhr Morgens: Der Buchautor Mark Probst bemerkte, dass zwei Bücher mit homosexuellem Inhalt bei Amazon nicht mehr in der Suche und den Rankings zu finden waren und bloggte darüber. Er kontaktierte Amazon.

Antwort von Ashlyn D, Member Service, Amazon:

„Als „Adult“ gelistete Literatur wird aus Rücksicht auf die Nutzerschaft nicht in die Suche und Top-Listings mit aufgenommen…“ (frei übersetzt)

Momentum
In der Blogosphäre wurde Amazon eine neue, schwule- und lesbenfeindliche „Policy“ unterstellt und auch Gerüchte über Hackerangriffe machten die Runde… Sprich: Genug Material für einen „Twitter-Storm“

Binnen 24 Stunden ist folgendes passiert:
Twitter: Unzählige Twitterbeiträge mit dem Hashtag #amazonfail #glitchmyass
Blogs: 5.000 Blogeinträge mit dem Thema (jetzt, nach knapp einer Woche schon über 20.000)
Facebook: „The AmazonFail Group“ hat 1.200 Mitglieder (inzwischen knapp 4000)
Online-Protest-Petition: 9.000 Unterschriften, inzwischen 25.000
Google-Bomb: Die „Bombe“ ist Platz 1 in Google bei der Suche nach Amazon Rank
Amazon-Hacking: Über 1.500 betroffene Bücher wurden bei Amazon alle mit „amazonfail“ verschlagwortet
„Spoof-Grafiken“ entstehen
„GlitchMyAss“ Swag: T-Shirt, Tassen etc.
Vorformulierte Beschwerdebriefe
Boykott-Rufe wurden laut.

Reaktion
Mo, 13. April: Statement von Amazon Sprecherin Drew Herdener

„This is an embarrassing and ham-fisted cataloging error for a company that prides itself on offering complete selection.“

Aber auch interne Mitarbeiter kommentieren anonym in den Blogs, es gibt jedoch keine weitere Reaktion seitens des Unternehmens.
-> Frage: Wäre das angebracht gewesen?

Relevanz
Trotz Umfang ist ein Schaden für Image, Marke und Geschäftsbetrieb fraglich

Take-Aways

  1. Aktives Monitoring
  2. 24/7 Reaktion notwendig, sogar über Feiertage
  3. „Conservation of Outrage“ ist eine große Gefahr

Offene Fragen

  • Was ist wirklich passiert? Gerüchtehalber wurde der Vorfall versehentlich durch einen Mitarbeiter in Frankreich verursacht.
  • Warum hat Amazon so zögerlich reagiert und kümmert sich nicht nachhaltiger um den Dialog?

Quellen
http://markprobst.livejournal.com/15293.html
http://socialmediagroup.com/2009/04/14/does-amazonfail-actually-matter/
http://blog.seattlepi.com/amazon/archives/166384.aspv
http://adage.com/digitalnext/post?article_id=135967
http://www.shirky.com/weblog/2009/04/the-failure-of-amazonfail/
http://www.churchofcustomer.com/2009/04/customers-revolt-over-amazon-gay-book-deranking-aka-amazonfail-.html
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/zensur-vorwuerfe-treffen-amazon;2239467

4 Antworten

  1. Das ist ja wirklich mal eine interessante Auflistung von Links zu dem Thema. Herzlichen Dank für die Mühe!

  2. Dirk Deimeke sagt:

    Hi Ihr Zwei, danke für Euren (wieder einmal) sehr gelungenen Podcast.

    Ich musste schon sehr schmunzeln als ich gehört habe, dass das Thema „Bereitschaftsdienste“ nun auch in den Agenturen anzukommen scheint. Das machen wir in der IT schon seit tausenden von Tagen … in grösseren Unternehmen sogar mit „Incident manager on duty“ als Eskalationsstufe.

    Ebenfalls darüber schmunzeln musste ich, dass Du, Lübü, Dich dafür quasi entschuldigst, dass Du zwei Tage Offline warst, dann aber als Rechtfertigung hinterherschiebst, dass Du ja telefonisch erreichbar warst.

    Kommt Euch das nicht auch komisch vor, dass wir alle meinen, ständig und überall erreichbar sein zu müssen?

    Vielleicht ein Gedankenanstoss: http://www.deimeke.net/dirk/blog/index.php?/archives/1637-Sind-wir-Beherrscher-oder-Sklaven.html

  3. Rebecca sagt:

    Also zu den offenen Fragen: ich denke absolut, dass Amazon da offener die Hintergründe aufklären sollte, allerdings würde das der ganzen Sache natürlich auch noch viel mehr Aufmerksamkeit bringen und das kann auch nicht im Sinne des Unternehmens sein. So an sich tragen die wohl wirklich keinen größeren Schaden davon, die meisten Leute vergessen so etwas ja dann doch meist wieder recht schnell und kaufen auch weiterhin dort ein. Anständiger wäre aber definitiv eine offene Aufklärung der Dinge.

  4. Olga sagt:

    Das sehe ich genauso. Die Dinge einfach so im Raum stehen zu lassen finde ich schon ziemlich unprofessionell. Aber manche Unternehmen haben es einfach nicht nötig sich zu bestimmten Dingen zu äußern. Das war schon immer so und wird sich sicherlich auch in diesem Fall nicht geändert haben.

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