Ein Weissbier für den freien Kopf
Sicherlich, es scheint etwas paradox. Es ist Donnerstag Nachmittag im Wintergarten in Schwabing. Ich nehme mir eine kurze Auszeit, sitze hier bei einem Weissbier in Biergartengesellschaft und fröne mit dem MacBook auf dem Schoß dem Bild der Altershippness. Ein paar Mails wollte ich hier bearbeiten, aber da der Wintergarten inzwischen kostenloses WLAN anbietet kann ich nicht umhin etwas herumzusurfen. Und dann stößt man auf Berichte wie „Das Prinzip Gießkanne“, die in dem generellen Kanon der sich ändernden Medienlandschaft zu schnell untergehen. Und dennoch: Der harte Kontrast zwischen den Menschen hier und dem, was uns in der Medienlandschaft in Zukunft erwarten wird kann einem nicht härter vor Augen führen wie radikal diese Änderungen werden. Zumindest auf Anbieterseite. 85% der in den klassischen Medien (TV) verwendeten Inhalte sind Konserve. Und was spricht dagegen diese zeit- und vielleicht auch ortsunabhängig zu nutzen. Eine Stunde HD-Video in 60 Sekunden heruntergeladen, kein Problem in naher Zukunft. Das, was NBC, BBC, ARD und ZDF gerade vormachen… Die Implikationen sind weitreichender als wir uns vorstellen können. Wir werden uns von Senderkanälen genauso verabschieden wie von klassischen Nutzungsrechtevereinbarungen. Die Tasten der Fernbedienung der Zukunft werden uns zu Portalen, und nicht mehr zu Sender-Frequenzen führen. Diese Portale sind die Clearing-Stellen der nächsten Dekaden und belohnen die Gestalter, Konzepter und Produzenten über den Long-Tail. Portale werden zu Marken werden müssen. Zu Gatekeepern neuer Mediennutzung.
Eine andere Frage: Wer finanziert zukünftig die Produktionen vor? Ist die Zeit vielleicht reif für ein komplett neue Produktionskonzepte, -finanzierungen und Geldgeber? Werden Majors zu Mass-Micros?
Es sind diese kleinen Momente des Rückzugs, die in einem das Gefühl konkretisieren wie massiv sich ein Multi-Milliarden-Markt in naher Zukunft drehen wird.
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