Brouhaha 03 FedEx vs. James Andrews – Nichts ist privat in Social Media
[UPDATED]
Memphis, Tennesee, 14. Januar 2009.
Ein leitender Angestellter einer PR-Agentur ist auf dem Weg zu dem Kunden FedEx. Im Hotel in Memphis hat er Probleme beim Einchecken und setzt folgenden missverständlichen Tweet ab:
„True confession but I’m in one of those towns where I scratch my head and say „I would die if I had to live here!“
Das Management von FedEx war von dem Urteil über ihre Lieblingsstadt nicht gerade begeistert. Es sieht sich veranlasst eine Zurechtweisung in einer internen Mail zu formulieren und garniert diese mit Kritik an der Agentur-Arbeit.
Der unbeteiligte Social Media Enthusiast Peter Shankman veröffentlich die Mail in Auszügen, und weitere Blogs greifen das Thema auf.
[audio:http://tellerrand.podspot.de/files/brouhaha03_fedex.mp3]
Dauer: 25 Minuten : Download der Episode als MP3-Datei (18 Mb)
Ursprung, Momentum, Reaktion, Relevanz und Folgen dieses „Brouhaha“ diskutieren „Luebue“ Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach und „Podpimp“ Alex Wunschel.
Shownotes „FedEx vs. James Andrews“:
Über James Andrews:
- Vice President Director Ketchum Interactive New York (www.thekeyinfluencer.org), mit 12 Jahren erfahrener Digital Marketer.
- James Andrews Twitteraccount: http://twitter.com/keyinfluencer
- James Andrews Blog (und die about him section)
Der entscheidende Tweet: http://twitter.com/keyinfluencer/status/1119553072
Die Veröffentlichung der Mail bei Peter Shankman
UPDATE 1, 16.01.09: James Andrews nimmt auf seinem Blog Stellung (leider nach unserer Aufnahme)
UPDATE 3, 21.01.09: „Veteran Communication Strategist“ David Henderson springt auf den Zug auf, ist sich aber zu fein um selber zu Recherchieren und erzeugt eine neue Welle der Diskussion
Über Peter Shankman:
Take-Aways
- „Twitter nichts, was du der Person nicht auch direkt sagen würdest“
- Social Media ist wie im richtigen Leben, „use your brain while communicating“
- was man nicht auf der Titelseite des Handelsblatts oder der New York Times lesen will, gehört nicht in eine Email (mit einem so großen Verteiler)
- „social media is king, self censorship is queen, and the queen runs the household“
- Missverständlicher Tweet von James Andrews
- Fahrlässiger E-Mail-Verteiler der Zurechtweisung (ohne Disclaimer)
- Veröffentlichung durch Peter Shankman ist kritisch
Quellen
- Die Meldung bei Gawker
- Social Media Policy von Edelman PR
Feedback an feedback@brouhaha.de oder unter 089 235 11 666 (Anrufbeantworter)
So eine Schere im Kopf mag ja vor manchem Fauxpas bewahren, aber wie passt das zu der Authentizität, die Social-Media-Experten einfordern von allen, die sich in sozialen Netzwerken bewegen? Wenn ich vor jedem Tweet überlege, ob ich damit möglicherweise irgendeine soziale Gruppe beleidige, geht die Spontaneität flöten. Und ohne die Mischung aus Smalltalk und Business-Kommunikation bietet Twitter zumindest mir keinen Mehrwert.
Die Schwierigkeiten beginnen ja nicht erst, wo richtig beleidigt wird – das sollten Internet-Nutzer immer und überall bleiben lassen. Aber was ist mit kritischen Aussagen zu Herstellern, was mit kurzen Stellungnahmen zu politischen Themen? Ich muss damit rechnen, dass mir die irgendein Personalchef irgendwann mal vorhält. Aber als Einzelperson kann ich dann immer noch mit der Äußerungssituation argumentieren. Aber ein Problem von Diensten wie Twitter ist eben, dass Privates und Berufliches kaum zu trennen sind.
Meines Erachtens wird dieser Konflikt dazu führen, dass auf Twitter irgendwann keine ernst zu nehmende Business-Kommunikation mehr statt findet, weil das Umfeld nicht mehr passt. Ein ähnliches Problem haben ja Hersteller, die sich in Internet-Foren wagen, wo oft ein dermaßen rauer Umgangston herrscht, dass sich gar kein konstruktiver Dialog führen lässt.
Zuerst mal großes Kompliment zu eurem Podcast! Ist der erste Podcast seit langer Zeit, den ich bis zu Ende gehört habe! 😉
Zu der Angelegenheit:
Ich finde den Faux-Pas nicht so schlimm, wie es bei den Kollegen in den USA dargestellt wurde, und sehe es mit mehr „europäischer“ Gelassenheit.
Die Sache die mich allerdings nachdenklich stimmt ist die, dass man als PR Mensch dann keinen persönlichen Twitter Account mehr führen dürfte bzw. seine persönlichen Ansichten einfach hinter seine berufliche Rolle zu verstecken hat – und das 24/7…
Ich glaube nämlich, dass er sehr wohl von Memphis angepisst war und GENAU das auch sagen wollte. Das ist menschlich…
Nennt man dann wohl eine „Emotion“ 😉
Daher stellt sich für mich die Frage:
Haben sich PR Agentur Mitarbeiter im Social Media Umfeld wie Politiker zu verhalten?
Politiker sind ja dazu verdammt 24/7 ihre Rolle zu spielen und kein „privates Ich“ mehr zu haben (zumindest nicht in der Öffentlichkeit)
Darf ein PR Mensch nun nicht mehr privat (aus Ärger) twittern: „T-Mobile hat das beschissenste Netz im ganzen Land!“, aus Angst, dass T-Mobile möglicherweise mal Kunde werden könnte und es ihm dann vorgehalten wird?
Ehrlichkeit und Authentizität adé…
Die Verschmelzung von privater und beruflicher Rolle ist für mich das wirklich Tragische an dieser Angelegenheit…
Anyway…
Macht weiter so!! Ich werd euch regelmäßig hören!
lg,
@web2marketing